Heiß schien die Sonne…

 

Heiß schien die Sonne…

 

Heiß schien die Sonne auf die Straßen von Kairo.
Da trugen sie einen Toten hinaus, der war taubstumm.
Hinter ihm sangen sie: „Sante, sante!“
Er aber verstand: Fangt ihn, fangt ihn!
Sprang auf und lief, bis er kam an das Rote Meer,
Welches auch das Grüne genannt wird von wegen seiner gelben Farbe.
Dort sah er drei Schiffe:
Das erste hatte kein Vorderteil,
Das zweite hatte kein Hinterteil,
Und das dritte war überhaupt nicht da.
Dieses bestieg er und fuhr damit bis in die Wüste Sahara,
Da wo sie am tiefsten ist.
Dort fiel er in eine Zisterne;
Da er aber sehr musikalisch war,
Kam er mit Hilfe einer Tonleiter gleich wieder heraus.
Jetzt nährte er sich von Heuschrecken und wildem Honig;
Davon wurde er so stark, daß es ihm ein leichtes gewesen wäre,
Einen heranrasenden D-Zug mit dem kleinen Finger aufzuhalten.
Das tat er aber nicht, sondern bestieg ihn
Und fuhr damit nach Leipzig zum Dietz.
Dort kaufte er sich ein Monokel und steckte es an das linke Auge.
Aber infolge der überstarken Sehkraft des rechten Auges
Zersprang dieses in tausend Stücke.
999 fielen zur Erde, eines aber blieb ihm im Auge stecken.
Das zog er aber nicht heraus,
Sondern den Balken aus seines Bruders Auge.
Damit betrieb er einen schwunghaften Holzhandel
Und wurde davon so reich, daß er starb.
Bevor er aber starb, ließ er seine Söhne zu sich kommen,
Und seinen einzigen Sohn im Halbkreis um sich aufstellen.
Dann sprach er: „Meine Herren,
Sie haben mich zwar nicht zu ihrem Vorstand erwählt,
Ich bin Ihnen aber doch allzeit sehr dankbar.“
So sprach er und starb.
Heiß schien die Sonne …

Mündlich von Tante Gertrud Kastl, Eckersdorf